Schon länger wollte ich am Langstreckenrennen Trondheim-Oslo in Norwegen teilnehmen. Im diesem Jahr wurde dies nun Wirklichkeit. Nach langer Vorbereitung und zahlreichen Kilometer in den Beinen ging es auf nach Oslo.
Das Rennen Trondheim-Oslo (Styrekeproven – auch die Kraftprobe genannt) führt über 542 km. Das Rennen wurde in diesem Jahr bereits zum 48. Mal ausgetragen und gehört zu den richtigen Klassikern und den Marathon-Rennen. Mit dem Flieger ging es nach Oslo bevor es einen Tag später mit dem Zug von Oslo nach Trondheim ging. Während 8 Stunden dauerte die Zugfahrt und man konnte schon erahnen was einem in den nächsten Tagen beim Rennen so erwarten wird. Nicht die Distanz machte mir sorgen, sonder eher der Wetterbericht. Für den Renntag hat er nicht gerade das beste Wetter gemeldet. Was gäbe es schlimmeres als über 500 Kilometer bei Regen und Kälte zu absolvieren.
Am Vortag wurde die Startnummer geholt und die letzten Vorbereitungen getroffen. Eine kurzes Einfahren und genügend Erholung gehörten ebenso dazu. Die Spannung stieg. Bereits um 22.00 Uhr starten die ersten Fahrer zum Rennen. Sie hatten etwas mehr Zeit und mussten die Strecke innerhalb von 34 Stunden absolvieren. Für mich hiess es nochmals eine Nacht schlafen, war mein Start doch erst um 09.20 am Samstag morgen.
Nun war es also soweit. Ich stand am Start zu Trondheim-Oslo. Blauer Himmel und Temperaturen so um 16 Grad. Also ideale Bedinungen. Trotzdem fuhr ich mit Rucksack und habe ihn mit Regenkleider, warmem Trikot und natürlich mit Verpflegung vollgestopft… Pünktlich um 09.20 wurde unser Block (alle 5 Minuten gab es einen Startblock mit bis zu 200 Fahrern) auf die Strecke geschickt.
Unser Feld startete ziemlich schnell und schon kurz nach Trondheim fuhr man bereits in Zweierreihe Ablösungen. Ein Blick auf den Tacho zeigte wir waren sehr schnell unterwegs. Wohl bereits ein wenig zu schnell. Gerade bei dieser Strecke ist es sehr gefährlich, sich von einer zu hohen Anfangsgeschwidigkeit verleiten zu lassen. Bei Kilometer 150 lies ich dann die Gruppe fahren. Es war mir eindeutig zu schnell und ich spürte leichte Krampferscheinungen im Oberschenkel… (vor doch noch etwas früh). Es folgte die Steigung zum höchsten Punkt der Strecke in den Nationalpark Dovrefiell. Ich nutzte die Steigung um mich in meinem Tempo etwas zu erholen von der schnellen Anfangsphase. Dies ist mir zum Glück äusserst gut gelungen. Oben auf dem höchsten Punkt war es mit 6 Grad doch ziemlich kalt und es lagen auch noch Schneereste in den Feldern….
Nach einer rasanten Abfahrt erreichte ich das erste grosse Ziel des Tages Dombas (KM 199). Nach einer kurzen Pause und etwas Essen ging es auch gleich Wetter. Bisher nur ein paar Tropfen Regen. Wir hatten also mit dem Wetter wirklich grosses Glück. Dafür gab es relativ starken Gegenwind. Das hiess also möglichst Ausschau nach einer guten Gruppe halten, damit man vom Windschatten profitieren konnte.
Das war oft gar nicht so einfach. Das Rennen Tronheim-Oslo ist wohl die Weltmeisterschaft der Norweger. Ganze Gruppen von Teams und Vereinen fahren zusammen die Strecke. Da sind andere Fahrer in der Führung nicht gewünscht… aber immerhin durfte man vom Windschatten profitieren. Was noch als weitere Schwierigkeit dazukam war das diese Gruppe meistens nicht bei der offiziellen Verpflegung halt machten, sondern selber eine Verpflegungsstation irgendwo aufgebaut hatten. Für mich als Einzelkämpfer gab es keine andere Wahl als bei den offiziellen Posten zu stoppen und meine Trinkfalschen und meine Energiespeicher zu füllen. Leider waren dann jeweils die Gruppen weg und man wieder alleine unterwegs. Mit der Zeit wusste man aber wie das Ganze so funktioniert und oft ging es nicht sehr lange und man fand wieder in einer guten Gruppe unterschlupf. So ging es natürlich besser voran als alleine.
Der grösste Berg des Tages gehört schon länger der Vergangenheit an. Nun ging die Strecke mehrheitlich sanft bergab gespickt mit ein paar kleineren Steigungen. Erst die letzten 200 Kilometer waren dann wieder etwas anspruchsvoller. Meistens ging die Rennstrecke über die Strasse E8. Somit war die Orientierung nie ein Problem und es hatte an jeder Kreuzung und Abzweigung auch immer Streckenposten – und dies über die Gesamten 542 km.
Oslo rückte von Stunde zu Stunde näher… und die schwarzen Wolken am Himmel wurden immer dunkler. Normalerweise wird in in Norwegen um diese Jahrezeit nie richtig Finster in der Nacht. Doch genau um diese Zeit als es am dunkelsten wird kam der erste Regen. Mit den dunklen Regenwolken wurde es also richtig dunkel und so wurde die Fahrt über die kurvenreiche Strecke nach Lilehammer recht schwierig. Das kleine Licht war montiert und so konnten einem wenigsten die Autofahrer sehen. Nun gehörte die Regenjacke und die kurzen Regenhose zur Standardausrüstung. Es wurde doch ziemlich kalt und das Rennen immer härter.
Auf den letzten 140 km war es immer schwieriger noch eine gute Gruppe zu finden und ich war den grössten Teil alleine unterwegs. Zum Glück lies der Regen dann wieder nach und die Strassen trockneten schon bald wieder ab. Ganz ohne Regen geht es wohl in Norwegen nicht. Auf alle Fälle hatten wir bei der Austragung 2014 wohl ziemlich Glück mit dem Wetter. Die Kilometer purzelten nur so dahin und bald waren es nur noch 50 km bis in Ziel nach Oslo.
Eine richtige Krise hatte ich bisher nicht. Und auch Sitzbeschwerden oder andere Probleme blieben aus. Den letzten Verfplegungsposten lies ich aus und fuhr aud direktem Weg Richtung Ziel. Ja… auf direktem Weg… Die Strecke bog etwa 9 km vor dem Ziel auf die Autobahn ab. Sowas wäre bei uns wohl nie möglich. Eine Fahrspur war für die Radfahrer abgesperrt. So konnten wir ohne Kreuzungen fast direkt bis zum Ziel fahren.
Nach 19 Stunden, 23 Minuten und 16 Sekunden (Reine Fahrzeit war 18 Stunden und 30 Minuten) erreichte ich das Ziel in Oslo.
32. Rang in meiner Kategorie (Männer 35 – 40jährig)
498. Rang Overall
Auf einer grossen Leinwand wurden gleich die Zeiten eingeblendet und es gab die verdiente Medaille. Im Festzelt konnte sich alle Teilnehmer gratis mit Kartoffelsalat und Pouletschenkel stärken. Ich blieb nicht mehr lange im Start/Zielbereich, sehnte ich mich doch nach einer frischen Dousche. Nachdem ich mein Gepäck (wurde mit einem Lastwagen von Trondheim nach Oslo) tranportiert in Emfang genommen hatte ging es mit einem Taxi zurück in meine Unterkunft zu meinem Bruder, welcher in Oslo wohnt und arbeitet.
Die nächsten Tage verbrachte ich noch in Oslo. Schaute mir die Stadt an oder machte einen Ausflug zu den bekannten Skisprungschanzen am Holmenkolmen.
Fazit:
Das Rennen Trondheim-Oslo war ein tolles Erlebnis. Mit meiner Leistung bin ich soweit zufrieden. Klar… es hätte sicher noch etwas schneller sein können…. doch dies Interessiert in ein paar Tagen ja sowieso niemand mehr. Der Rang ist eigentlich Nebensache. Das Erlebnis stand klar im Vordergrund. Ich war noch nie in Oslo und konnte so das Land und die Leute in relativer kurzer Zeit kennenlernen. Und zudem konnte ich auch gleich noch meinen Bruder in Oslo besuchen.
Und das Rennen Trondheim-Oslo ist wirklich ein Klassiker und jedem Langstreckenfahrer zu empfehlen…..
Liebe Grüsse
Michael Bohnenblust
Offizielle Website Trondheim-Oslo
Mein Blog mit weiteren Berichten und Fotos
Interessanter Bericht eines anderen Teilnehmers.
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