Ein Bericht von Silas Schmid
Eigentlich war mein Plan nach der Quer Schweizermeisterschaft ein weniger schnelles Rennen zu fahren, nämlich das Atlas Mountain Race in Marokko: 1000km, 20000hm, nonstop und self-supportet. Da die Grenzen in Marokko geschlossen waren, suchte ich nach einem Plan B.
Das einzige Land, wo noch Radquerrenne zu bestreiten waren, war Belgien. Deshalb ging ich nach Belgien und bezahlte viel Lehrgeld an sechs Querrennen. Neben dem sehr hohen Tempo hatte ich vor allem am Sand zu beissen, den es an Schweizer Rennen nicht gibt. Die ganze Unternehmung war sehr lehrreich und brachte mich als Fahrer weiter. Es war super die Radsportbegeisterung von Belgien zu erleben, die sich auch in den super geplanten Radwegen zeigt. Verglichen mit Belgien ist die Schweiz diesbezüglich ein Entwicklungsland.
Bestrittene Rennen
- Ethias Cross – Parkcross Maldegem
- X2O Trofee Lille – Krawatencross
- Telenet Superprestige Gavere
- X2O Trofee Brussels – Brussels Universities Cyclocross
- Ethias Cross Sint-Niklaas – Waaslandcross 2022
- Internationale Sluitingsprijs Oostmalle
die Ranglisten sind auf cyclocross24.com zu finden
Nachfolgend ist der detailliertere Bericht.
Nach langer Recherche fand ich heraus, dass ich in Belgien auch ohne UCI Punkte starten kann. Somit hiess es packen, Ersatzrad auftreiben (ich habe nur ein Quer Velo) und losfahren. Glücklicherweise durfte ich den RSC Bus ausleihen. So trat ich die 800km lange Reise an.
Ethias Cross – Parkcross Maldegem
Bei der Streckenbesichtigung wurde mir schnell klar, dass meine Position ganz am Ende des Rennens sein wird. Die Streck war schnell, flach, und trocken- alles was ich nicht gerne habe. Zudem hatte es drei schwierige Sandabschnitte und ich fuhr zum ersten Mal auf Sand. Übernachten konnte ich zum Glück bei einem Warmshowerhost (Couchsurfing für Tourenfahren), der mich gut mit Essen versorgte und auch meinen Mechaniker spielte. So war ich relativ gut vorbereitet an der Startlinie, neben allen Querprofis wie Iserbyt und Co. und einer Hand voll Amateuren. Das Rennen war wie erwartet von Beginn an sehr schnell. In den ersten Kurven staute sich das grosse Feld noch auf aber schon bald zog sich das Feld in die Länge und ich verlor den Anschluss. Im Sand hatte ich wie erwartet Mühe und auch sonst war ich ziemlich Chancenlos. So kam dann nach nur drei Runden die 80% Regel zum Zug und ich musste als erster den Rundkurs verlassen und belegte somit den letzten Platz.
X2O Trofee Lille – Krawatencross
Nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Im Gegensatz zu den Profis habe ich weder Mechaniker noch Fahrer; so hiess es Räder putzen, einkaufen, 110 km Auto fahren, kochen, Biwak im Bus einrichten und schlussendlich schlafen. Am nächsten Tag hatte es nur einmal geregnet vom frühen Morgen bis kurz vor dem Start. Da ich kein Zelt dabeihatte, musste ich mir ein Platz suchen um am Trockenen einfahren zu können, was leider nicht einfach war. Zudem musste ich noch jemanden finden, der mein Rad putzen konnte. Nach längerem Rumfragen fand ich zum Glück drei Jungs, die einen super Job machten. Nach den ganzen Vorbereitungen und Warten im kalten Auto war ich nicht optimal vorbereitet an der Startlinie. Dafür war aber die morastige Strecke mehr nach meinem Gusto. Nach dem Start war ich wie erwartet letzter, konnte dann wieder aufschliessen, zwei Fahrer überholen, ein gutes Rennen fahren und schliesslich das Rennen auf dem drittletzten Schlussrang beenden. Da in Belgien alle Profis mit dem Wohnmobil anreisen, gibt es an vielen Rennen keine Dusche. So musste ich eine ganze, Weil auf eine warme Dusche warten.
Telenet Superprestige Gavere
Die nächsten zwei Wochen habe ich in einem Radfahrerhostel in Oudenaarde verbracht das super ausgestatte war und bei dem auch drei andere Radfahrerinnen waren. Dort konnte ich optimal trainieren und mich erholen. Als ich zum lokalen Fahrradladen ging, wurde ich sofort für sein Team „verfplichtet“ und mit seinen Kleidern ausgerüstet. Mit Jonathan Anderson dem anderen Querfahrer vom Hostel ging ich am Freitag die Strecke besichtigen die nur 10 km von uns entfernt war. Das australische Rennradpärchen Sean und Christin begleiteten mich am Samstag nach Gravere als Mechaniker Team. So war ich gut vorbereitet auf das Rennen und die Strecke hatte auch eine Steigung drin, was mir gelegen kam. Dort konnte ich immer wieder Zeit aufholen. Nach der dritten Runde war ich darauf konzentriert den zweitletzten Platz zu verteidigen, dass ich nicht merkte, wie Lars van der Haar von hinten angebraust kam, bis er an mir vorbei war. Mit dem Rennen war ich super zu frieden. Die Radquerbegeisterung der Belgier wurde mir einmal mehr bewusst, als Jonathan und ich während dem Warten zwischen Strecken besichtigen und aufwärmen von einem Belgier zum Umziehen und Warten in sein Haus eingeladen wurden.
X2O Trofee Brussels – Brussels Universities Cyclocross
Brüssel war das einzige Rennen ohne Zuschauer -eine spezielle Erfahrung. Bei dem technisch recht anspruchsvollen Rennen konnte ich zum ersten Mal in einem Rennen die Hürden auf dem Rad überspringen, was mir bei der Verteidigung des zweitletzten Platzes etwas geholfen hatte.
Ethias Cross Sint-Niklaas – Waaslandcross 2022
Bei diesem Cross hatte es wieder viele Sandabschnitte. Aber im Gegensatz zum ersten Rennen hatte ich mit Jonathan während den letzten zwei Wochen Zeit, um an meinen Sandfahrkünsten zu arbeiten. Langsam machte sich die Erfahrung die ich in Belgien gesammelt habe, bemerkbar. Ich hatte meinen Rhythmus vor den Rennen gefunden und war somit gut vorbereitet am Start und konnte auch dank meinem Australischen Mechaniker-Team ein gutes Rennen fahren und belegte den drittletzten Schussrang.
Internationale Sluitingsprijs Oostmalle
Bei meinem Letzten Rennen zeigte sich das Wetter von seiner Besten Seite. Es regnete nur einmal diesen Tag – von morgens bis am Abend. Da sich das Gelände auf einem Flughafen befand, gab es keine Möglichkeit, sich am trockenen aufzuwärmen. So habe ich mir behelfsmässig mit einer Blache und der Heckklappe des RSC Buses ein Unterstand gebaut. Leider verlief das Rennen wie mein Erstes. Am Anfang konnte ich noch mit dem zweitletzten Fahrer mithalten. Hatte dann aber einen selbstverschuldeten Sturz und verlor den Anschluss ganz. Bei diesem Rennen waren die Corona-Massnamen aufgehoben worden und ich sah, wie populär Radquer in Belgien war. Neben der imposanten Strecke mit allen Werbungen, Speekerwagen und Zuschauer, gab es noch ein riesiges Partyzelt, wie man es in der Schweiz nur von Grossveranstaltungen wie Lauberhornrennen oder ähnlichem kennt.
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