Über das Osterwochenende fand in Aigle die Grundausbildung zum J&S Leiter statt. Markus, mein langjähriger Freund, und ich absolvierten zusammen den sechstägigen Kurs. Neben den technischen, methodischen und ethischen Aspekten des Leitens lernte ich auch die Romands neu kennen.
J&S setzt sich zum Ziel, den Sport für/mit Kinder und Jugendliche zu fördern und ist für die Ausbildung von Leitern, Coachs, Trainern und Experten zuständig. Die Ausbildung zum J&S Leiter besteht aus einer Grundausbildung und alle zwei Jahre ein obligatorischer Weiterbildungskurs. Die Grundausbildung ist für alle Raddisziplinen die gleiche.
„Bonjour à tout le monde!“ und schon ging es los. Warum ich ausgerechnet am Kurs in Aigle teilnähme und nicht in der Deutschschweiz, fragt der Kursleiter. Ganz einfach, weil ich von der Uni über Ostern Ferien habe und weil Aigle näher ist als Filzbach (GL) oder Chur (GR). Ausserdem gab es mir nebst dem Erweitern der sportlichen Kenntnisse die Gelegenheit mein Französisch auffrischen. Für mich war das wie eine kleine Absicherung: Falls ich beim Kurs unterfordert bin, habe ich wenigstens die sprachliche Herausforderung. Es konnte also nichts schiefgehen.
Leider machte das Wetter nicht mit. In den ersten beiden Tagen war es. Der Kursleiter war schlau genug das erste Training in der Halle zu absolvieren und die grosse Ausfahrt einen Tag zu verschieben.
Am dritten Tag zeigte sich endlich die Sonne. Damit hatte sich das Problem mit dem schlechten Wetter erledigt. Es wurde warm, der Schlamm trocknete aus und zum ersten Mal seit langem hatte ich das Gefühl, dass der Frühling doch noch kommt.
Der Tagesablauf war streng durchgeplant. 07:00 Frühstück, um 08:00 Beginn mit Theorie abwechselnd mit praktischen Teilen. Um 12:30 Mittagessen und um 18:15 Nachtessen. Und nach dem Essen wieder Theorie bis ca. 20:00. Das ganze hatte einen leicht militärischen Charakter. Es blieb kaum Platz für persönliche Angelegenheiten, wie z.B. ins Migros einen Schoko-Hasen zu kaufen. Dafür gab es grosszügige Pausen und das Essen war abwechslungsreich und fein.
In der praktischen Ausbildung setzten wir die gelernte Theorie in Übungen um: Bremsen, Schalten, Koordination, Gruppenfahren; um nur ein Paar zu nennen. Dabei hatte jeder von uns zweimal die Gelegenheit, ein Training für die Hälfte der Gruppe zu leiten. Gut ausgedacht!
Die Trainings fanden fast ausschliesslich mit dem Mountainbike statt. Sehr gut gefallen haben mir auch die Einblicke in die anderen Disziplinen. Wir versuchten uns an einem Morgen im Kunstradfahren und anschliessend im BMX. Beides eine ganz neue Erfahrung. Gerne hätte ich ein paar Tage angehängt, um noch mehr Zeit damit zu verbringen. Die Gruppe war eine bunte Mischung aus Mountainbikern, Strassen-, Bahn- und BMX-Fahrern, ein Potpourri aus Alt und Jung, aus blutigen Anfängern und trainierten Rennfahrern; aus vierzehn Romands und vier Deutschschweizer.
Einmal mehr ist mir deutlich geworden wie wichtig die Sprache ist. Wir redeten aktiv mit, was sehr geschätzt wurde. Das Zuhören und Reden war in der Tat eine gute Übung. Sie verlangte viel Konzentration. Gegen Ende der Woche wurde ich des Zuhörens müde. Ich war froh wieder in die Deutschschweiz gehen zu können. Auch les Welsch haben zumindest ein Wort gelernt: „Abstigerlis“. Was zwar fast keiner korrekt aussprach, aber der Wille zählt ja bekanntlich.
Aufgefallen ist mir auch die Diskussion über den Schulweg: In der Westschweiz ist es nicht üblich, dass die Kinder per Rad zur Schule fahren. Die Eltern, deren Kinder noch mit dem Velo zur Schule fahren, werden angesprochen. Es sei zu gefährlich. Der Kursleiter erzählte wie erstaunt er war, als er auf einem Ausflug in der Deutschschweiz die vollen Veloständer vor den Schulhäusern sah. Da können die Romands von uns lernen.
Die sechs Tage waren schnell vorbei. Und neben den neuen Freunde-Einträgen auf Facebook blieb ein grosser J&S Ordner und der Titel Moniteur(Leiter) J&S. Es war eine gute Erfahrung und ich freue mich, das Gelernte im RSC Schülerbike anwenden zu können.
Christian Schneeberger
Videobeitrage auf dem RSC-Youtube-Kanal
Schreibe einen Kommentar