Wie bereits im letzten Jahr, als wir eine Woche in den Französischen Alpen waren, absolvierten wir zu dritt (Chäschpu, Pädu und ich) eine Velowoche. In diesem Jahr ging es nicht west- sondern ostwärts, in die Dolomiten.
Während wir letztes Jahr noch mit dem VW-Bus unterwegs waren, übernachteten wir in diesem Jahr in zwei fantastischen Hotels mit ausgezeichneten Mahlzeiten.
Nach der langen Anfahrt nach Canazei am Montag, während der wir bereits vom Auto aus die Dolomiten bestaunen konnten, wollten wir uns am Nachmittag noch etwas bewegen und einen ersten kleineren Pass bezwingen. Schon bald begann es aber zu regnen und später zu hageln, worauf wir kurz vor der Passhöhe umdrehen mussten.
Am zweiten Tag starteten wir dann in die erste längere Etappe mit zwei Pässen. Am zweiten Pass, dem Passo di Fedaia mussten wir zum ersten Mal hart kämpfen. Einen so steilen Pass waren wir noch nie gefahren. Die letzten 6 – 7 km waren im Schnitt deutlich über 10% steil, wir mühten uns mit den kleinsten Übersetzungen ab. Es gab Streckenabschnitte, wo wir, trotz der fantastischen Landschaft, vor allem noch die weisse Markierungslinie auf der Strasse sahen.
Am dritten Tag absolvierten wir die berühmte „Sella-Ronda“ mit den Pässen „Pordoi“, Campolongo“, „Passo di Gardena“ und „Passo di Sella“. Leider war es an diesem Tag bereits am Morgen sehr gewitterhaft und wir wurden in jeder Abfahrt zum Teil heftig verregnet. Zum Glück war es nicht kalt und wir konnten uns damit trösten, viele Teile der Runde an den nächsten Tagen bei besserem Wetter und etwas mehr Weitblick noch einmal absolvieren zu können.
Am vierten Tag starteten wir in die andere Richtung wieder über den „Passo di Sella“ und genossen den unglaublichen Ausblick ins Dolomiten-Panorama. Bereits auf dem Gipfel, aber dann vor allem in der Abfahrt trauten wir unseren Augen kaum…es hatte unglaublich viel Verkehr und bei einer Ampel im Aufstieg stauten sich die Autos über mehrere Kilometer. In unserer Fahrtrichtung hatte es aber kaum Verkehr und sowieso verliessen wir bald die Hauptstrasse, um über den Panidersattel, welcher kurz war, aber äusserst steile Rampen enthielt, nach Kastelruth zu gelangen. Dort suchten wir vergebens die Kastelruther Spatzen…
Nach einem weiteren sehr nahrhaften Aufstieg auf die Alpe Siusi, waren wir uns nicht ganz sicher, ob es eine Strasse geben würde, welche weiterführen sollte, wieder an den Fuss des Sella Jochs. Im Internet hatten wir widersprüchliche Angaben gefunden. Einheimische sagten uns dann oben, dass es keinen asphaltierten Übergang gebe und so versuchten wir uns wohl oder übel als Biker. Während 7 km und vielen Höhemetern hoch und vor allem auch runter, fuhren wir zum Erstaunen unzähliger Wanderer und Biker auf einem Wanderweg. Unsere Velos machten dieses Abenteuer brav und ohne Defekte mit. Zum Abschluss fuhren wir dann noch einmal über den Passo Sella, noch aus der dritten Richtung, so dass wir alle Möglichkeiten einmal ausprobiert hatten. Noch am selben Tag fuhren wir mit dem Auto 60km weiter östlich über die Pässe Pordoi und Falzarego nach Cortina d`Ampezzo, unseren zweiten Standort. Während der Autofahrt gaben wir unser Bestes und feuerten frenetisch alle Velofahrer an, die wir überholten. Wir hätten fantastische, hochmotivierte Begleiter abgegeben.
Von Cortina aus fuhren wir am 5. Tag über die Pässe „Giau“, „Falzarego“ und „Valparola“. Insbesondere am Passo di Giau kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Wir haben ja alle auf dem Velo schon viel erlebt, aber einen solch schönen Pass alle noch nie. Die Aussicht war überwältigend, es hatte kaum Verkehr und runter gings auf einer unglaublich schönen Strasse.
Zur Krönung am 6. Tag fuhren wir die Sackgasse hoch zu den „Tre Cime“. Zuerst überquerten wir noch den „Passo Tre Croci“, bevor wir zu den berühmten Drei Zinnen hochfuhren. Diese Strasse ist extrem steil. Wir waren uns oben einig, dass wir zu Fuss über den Wanderweg wohl nur unwesentlich langsamer gewesen wären. Jedenfalls mussten wir ziemlich beissen, da wir die Anstrengungen der letzten Tage auch spürten. Die unzähligen Senioren in den Cars schauten uns jedenfalls besorgt an, wahrscheinlich sahen wir nicht mehr so frisch aus. Wir waren besonders in diesem Aufstieg froh, die Erfahrung am zweiten Tag am „Fedaia“ gemacht zu haben. Oftmals hatten wir den Gedanken im Kopf „wenn wir den Fedaia hochgekommen sind, schaffen wir es auch hier“. Zurück fuhren wir über die „Cimabanche“, welche vor allem von Dario Cologna und der Tour de Ski her ein Begriff ist.
Wir erlebten wiederum eine fantastische Woche. Alles in allem hatten wir Glück mit dem Wetter, es war nie kalt, wir hatten weder einen Sturz, noch einen Defekt, waren in super Hotels untergebracht und hatten es untereinander wieder sehr gut. Landschaftlich übertreffen die Dolomiten alles Vorhergesehene in den Alpen. Die Pässe sind vielfach äusserst steil, dafür aber etwas kürzer als in der Schweiz oder in Frankreich. Wir fuhren in dieser Woche praktisch keinen einzigen flachen Meter. Es ging nur rauf oder runter. Erstaunt stellten wir fest, dass die Qualität der Strassen besser ist als bei uns. Und noch erstaunter waren wir darüber, wie unglaublich touristisch dieses Gebiet ist. Bergbahnen und Hotels hat es noch und noch. Neben dem Velofahren unterhielten wir uns bestens in Hallenbädern, im Spa-Bereich unserer Hotels oder beim TdF-Schauen.
Nach sechs Tagen auf dem Velo, gut 11000 Höhemetern und mit unvergesslichen Erinnerungen fuhren wir wiederum über den Brenner in die Schweiz zurück und waren uns einig, dass wir irgendwann wieder in die Dolomiten fahren werden. Ob fürs Biken, fürs Rennvelofahren oder fürs Wandern…
Pascal fürs Dreier-Team: Patrick Studer, Kaspar Zeindler und Pascal Chevalier
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