Schon seit Jahren wollte ich die Vogesen per Mountainbike erkunden. Als mich der Michael Bohnenblust nach einem Vorschlag für die diesjährige Mehrtagestour fragte, ergriffen wir die Gelegenheit und organisierten eine 4 tägige Fahrt durch die Vogesen.
Da ich mir diese Gegend unbekannt war, hatte ich vor der Aufgabe als Bikeguide grossen Respekt – schliesslich wollten wir ja alle TeilnehmerInnen heil nach Mulhouse bringen. Und so machten wir uns am 2. August frühmorgens auf den Weg nach Obernai. Ein Teil der Gruppe reiste per Bahn an, das Material und die Bikes reisten im Vereinsbus zum Startpunkt, der wiederum von Res Gfeller chauffiert wurde. Weil sich der Michael vor der Tour verletzt hatte, organisierte er den Event im Hintergrund und begleitete den Res im Bus.
Tag 1 – Auf der Suche nach den Singletrails
Die Gegend um Obernai war flach und wir fragten uns, wo denn da die „Höger“ sind. Schon bald mussten wir aber erfahren, dass sich auch mit kleinen Steigungen in der Summe viele Höhenmeter ansammeln. Der Track führte uns vorwiegend über Waldwege, die schönen Singletrails suchten wir vergebens. Im Gegenzug konnte man prima zu dritt nebeneinander fahren und über Gott und die Welt diskutieren. Auch das Wetter und der miese Sommer waren allgegenwärtig und prompt begann es nach der Mittagspause in Strömen zu regnen. So entschlossen wir uns, den Trail vorzeitig zu verlassen und via Elsässer Weinstrasse zu unserem Hotel nach St. Hippolyte zu rollen. Hier warteten Res und Michael, sie hatten bereits alles organisiert. Wir fühlten uns fast wie Veloprofis, hätten wir nicht die Bikes selber putzen müssen.
Tag 2 – Weshalb sind die Vogesen so grün?
Gestärkt und mit trockener Ausrüstung ging’s gleich nach dem Start hoch zur Koenigsbourg, danach bewegten wir in stetigem Rauf und Runter über die Hügel der Vogesen. Weil wir die meiste Zeit im Wald verbrachten, wussten wir oft nicht genau, wo wir uns befanden. Der GPS Track leitete die Gruppe aber sehr zuverlässig durch den Wald und spätestens wenn wir auf den Michael und den Res trafen, wussten wir, dass wir auf Kurs sind. Die beiden Supporter erfüllten uns jeden Wunsch – Bananen, Cola, etc. wir schätzen diese Dienstleistung sehr! Weil sich am Sonntag schon früh Gewitterwolken bildeten, beschlossen wir eine Pause in einen Restaurant einzulegen. Diese dauerte dann etwas länger, der Regen wurde immer intensiver, der guten Stimmung tat diese aber nichts an. Damit die Marschtabelle nicht zu fest in Rückstand gerät, wurden die Regenkleider übergestreift, danach folgte eine kräftezehrende Fahrt durch den Regen und die schlammigen Wege. Und spätestens nach dieser Etappe wussten wir, was eine „Walddepression“ ist und weshalb die Vogesen so grün sind. Gegen Abend besserte sich das Wetter und wir bretterten auf einem glitschigen Römerweg hinunter ins Tal nach Orbey. Dieses Hotel war schon einmal das Quartier einer RSC Mehrtagestour und auch dieses Mal wurden wir vorzüglich betreut. So konnten wir unsere Kleider waschen lassen und ein Bikewash war auch installiert. Nur eine neue Sattelstütze konnten sie uns nicht anbieten…
Tag 3 – Der Besuch beim Wolf
Bei besten Bedingungen starteten wir unsere Etappe hoch nach Markstein, einer Skistation in den Vogesen. Der Weg führte vorbei an einigen kleinen Seen, schönen Wegen und plötzlich war er da – ein super Singletrail, des Bikers Traum! Der Trail war so gut, dass Roland und Matthias gleich noch einmal hochschoben und den Wanderweg noch ein zweites Mal rockten. Die Etappen waren eher lang und so kamen jeden Tag ca. 2000 Höhenmeter/ 50-60Km zusammen. So kamen wir relativ spät und ausgehungert nach Markenstein. Wie üblich begann es am Schluss zu regnen und eine halbe Stunde genügte, um uns ein weiteres Mal völlig zu durchnässen.
Das Hotel Wolf bediente uns aber mit einem super Znacht und der gemütliche Abend vor dem Feuer liess die Strapazen des Tages vergessen. Wer noch Lust auf Bewegung hatte, der konnte sich mit dem Wolf des Hauses (oder war es doch ein Hund?) mit Ballspielen vergnügen.
Tag 4 – Die Kaffeebar „Le Coyote“
Da wir in der Höhe übernachtet haben, ging’s zur Freude der Gruppe am Morgen gleich bergab. Die Landschaft veränderte sich zunehmend, je mehr wir uns Mulhouse näherten. Auch fanden wir ab und zu Singletrails – die Perlen versteckten sich aber gut und es brauchte schon das geschulte Auge vom Role um den Einstieg zu finden. Manchmal nahmen wir dafür sogar eine Abweichung vom Track in Kauf. Und so kam es, dass wir uns nach einer super Abfahrt wieder bei der Kaffeebar „Le Coyote“ fanden. Wir hatten eine grosse Schlaufe gemacht und landeten genau in diesem Ort, wo der grosse Anstieg begann. Aber diese Abfahrt war die Streckenänderung wert und wir rollten danach über Rheinebne zum Bahnhof nach Mulhouse. Den Kaffeehalt gab erst in einer Bäckerei in Mulhouse, Restaurants oder Tankstellenshops sucht man in kleineren Orten vergebens. Wie immer nahmen uns Michael und Res am Bahnhof in Empfang und ging per Auto der Zug zurück nach Münsingen. Etwas war an diesem Tag anders, unsere Regenbekleidung blieb unbenutzt – auch in den Vogesen gibt es trockene Tage.
Frauen-Männer, Lehrlinge Pensionäre, Hardtailfahrer-Freerider, 26er-29er – die Gruppe hätte nicht unterschiedlicher zusammengesetzt sein können. Aber genau diese Mischung macht die Faszination des RSC Aaretal Münsingen aus und es war einmal mehr toller Anlass, der in unsere Vereinsgeschichte eingehen wird.
Ich danke allen TeilnehmerInnen für die Toleranz und die gute Kameradschaft während den vier anstrengenden Tagen. Nur so war es möglich, dass wir den Anlass ohne grössere Pannen und Stürze überstanden haben. Ein spezieller Dank geht an Michael, der im Hintergrund alles organisiert hat, den Res Gfeller für den Fahrdienst, den Roland Oswald für seine Unterstützung beim Navigieren und den Matthias Thuner für seine Sonderfahrten, damit wir „unsere Schafe“ immer zusammenhalten konnten.
Christoph Pauli
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