Nun ist es bereits wieder drei Wochen her. Wir haben lange davon gesprochen, viel trainiert und geschwitzt und dann war es endlich soweit. Am 12.September standen wir an der Startline zum Endura Alpentraum in Sonthofen (Deutschland). Drei RSC’ler (Matthias Thuner, Kerim Barhoumi und ich) waren am Start und wurden von Dominic Hänni betreut.
Die Anreise nach Sonthofen erfolgte bereits am Freitag. Hier das normale Prozedere. Startnummern abholen, ein wenig die anderen Rennfahrer begutachten und sich auf den morgigen Tag einstimmen. Doch ganz normal war dieser Freitag doch nicht. Es gab für alle Teilnehmer ein obligatorischen Infoanlass. Hier wurde die Strecke erläutert, die Gefahren mitgeteilt und das Reglement noch in Erinnerung gerufen. Rund 500 Fahrer wollten sich auf die lange Strecke des 3. Endura Alpentraums über 252 km und 6’000 Höhenmeter wagen…
Samstagmorgen, 06.25 Uhr – Wir stehen im Dunkeln in Sonthofen am Start. Jeder Fahrer hat sein Licht montiert. Doch die Dämmerung des morgen ist bereits ersichtich. Wir haben zusammen abgemacht, dass jeder sein eigenes Rennen fährt. Also nicht gross auf die anderen RSC’ler Rücksicht nimmt. In einem waren wir uns einig. Wir wollten nicht zu schnell starten, ging es doch ziemlich weit…
Nun waren wir also unterwegs. Nach wenigen Kilometern folgte bereits der erste Pass des Tages. Es galt das Oberjoch zu überqueren. Und schon waren wir nun in Oesterreich. Bei kühlen Temperaturen, aber zum Glück wirklich super Wetter düsten wir durchs Tannheimertal und über den Gaichtpass ins Lechtal hinunter. Die Strecke ist uns bestens bekannt, waren wir doch genau auf der gleichen Route vor zwei Jahren auf der Mehrtagestour.
Kerim und ich fuhren zusammen – Mätthu ein paar Minuten dahinter. Nun folgte der erste schwierige Aufstieg zum Hahntennjoch. Die Steigung ist bis zu 15 % steil. Es lief uns recht gut und wir konnte in einem guten, aber nicht zu schnellen Tempo unsere Fahrt fortzsetzen. In Imst beim Verpflegungsposten wartete zum ersten Mal Dominic auf uns. Ein kurzes Hallo und Tschüss und schon ware wir weiter. Gerade als Kerim und ich abgefahren waren kam auch Mätthu um die Ecke. Nun folgte ein relativ flaches Stück bis nach Landeck. Aber dort folgte für mich persönlich die schlimmste Steigung. Es ging auf die Pillerhöhe (Killerhöhe). Ich bin bereits zwei Mal diesen Berg gefahren und habe jedesmal gelitten. Nun ging es sogar die steilste Seite hoch. Bis 18 % mussten bewältigt werden. Doch auch hier lief es recht gut und wir schafften die Passhöhe ohne Probleme.
Am Ende der langen Abfahrt passierte dann das Unglück. Kerim hatte einen Platten am Vorderrad und musste reparieren. Ich verabschiedete mich von ihm (Mätthu folgt ja auch noch) und machte mich alleine auf den Weg Richtung Norbertshöhe und Nauders. Die Strecke war nun zwar nur coupiert, doch der starke Gegenwind machte mir arg zu schaffen. In Nauders fühlte ich mich aber noch immer recht gut. Am Reschensee folgte dann unser Zusammenschluss. Zuerst schloss Mätthu zu mir auf und wenig später war auch Kerim wieder bei uns. So fuhren wir nun in einer Gruppe zu dritt weiter. Bei ca Kilometer 200, kurz vor dem Aufstieg zum Umbrail- und Stilfserjoch wartete Dominic ein zweites Mal auf uns. Hier nahmen wir unseren Kleiderbeutel in Emfang, um die kalte Abfahrt vom Stilfserjoch zu meistern.
Mätthu machte einen fitten Eindruck und war schon bald unterwegs in letzten 2’500 Höhenmeter. Kerim und ich nahmen es etwas gemüthlicher und wir fuhren nicht mehr all zu schnell den Umbrailpass hoch. Mir persönlich fehlte langsam aber sicher die Kraft, um die nötigen Umdrehungen noch zu fahren. Bis KM 200 lief es ausgezeichnet… nun aber wurde es immer härter und härter. Ich musste auch Kerim ziehen lassen. So kämpfte sich jeder von uns selber über die letzten beiden grossen Pässe.
Auf dem Stilfserjoch lag am Strassenrand noch etwas Schnee. Die Temperaturen waren mit 4-5 Grad recht kalt. Aber zum grossen Glück war es trocken. Ich hätte mir nicht vorstellen können wie man diese Strecke bei Regen fahren sollte….
Auf dem Stilfserjoch zogen wir unseren warmen Kleider an und stürzten uns in die lange Abfahrt, mit vielen Kurven und sehr schlechter Strasse. Mätthu bekamen wir nicht mehr zu Gesicht. Auch er musste leiden. Hatte seine Kräfte aber gut eingeteilt. Den 9 km langen Schlussaufstieg meisterte er auch noch eine grössere Probleme und kam nach 11 Stunden 59 Minuten und 40 Sekunden (206. Rang) ins Ziel in Sulden (Italien). Tolle Leistung! Bravo Mätthu.
Etwas länger unterwegs waren Kerim und ich. Ich ging als Dritter von uns über den letzten Pass. In der Abfahrt traf ich dann wieder auf Kerim. Was war geschehen? Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte er einen Platten und musste erneut sein Vorderrad reparieren. Nun fuhr ich natürlich nicht mehr vorbei. Ich wartete auf Kerim und so nahmen wir die letzten doch ziemlich anstrengenden Kilometer unter die Räder.
Auch wir erreichten das Ziel. Kerim (252. Rang) und ich (253. Rang) erreichten Sulden nach 12 Stunden und 30 Minuten.
Im Ziel konnten wir unsere Medaille in Empfang nehmen. Die Erleichterung war gross! Wir haben es geschafft und sind Finisher des Endura Alpentraum. 252 km und 6’000 Höhenmeter sind ja kein Pappenstiel…
Dominic fuhr uns ins nahe gelegene Hotel und nach einer Dusche genossen wir zu Viert ein feines Nachtessen. Nach einer erholsamen Nacht machten wir uns am nächsten Tag wieder zurück in die Schweiz.
Der Alpentraum ist wohl einer der härteren Alpenmarathons. Über 6’000 Höhenmeter gehen ziemlich in die Beine. Aber wir haben es alle Drei geschafft. Jeder mit etwas anderen Vorzeichen. Jeder mit etwas anderen Problemen. Auf alle Fälle war es ein tolles Erlebnis und die Erinnerungen bleiben sicher noch lange bestehen.
Besten Dank Dominic für deine Unterstützung als unser Betreuer!
Mit dem Alpentraum ging unsere Saison mit dem Höhepunkt zu Ende. Das Jahr war lang, haben wir uns doch bereits am 26. März für diesen Event angemeldet!
Michael Bohnenblust
Weitere Informationen: http://www.alpen-traum.com/
Fivian Herbert meint
Hei Giele zu dieser enormen Leistung kann ich nur Gratulieren. Schade machen vom Kanton nicht mehr mit, denn wenn mehrere sind die man unterwegs immer wieder antrifft, ist es viel gemütlicher und der Leidensweg erträglicher. Bis zum nächsten Jahr, jetzt kennt ihr ja die Strecke. Sportlicher Gruss Herbert Fivian der sich nach dem Hirnschlag auch wieder besser fühlt.