Nun ist es bereits 6 Wochen her seit meinem Start bei der TorTour-Challenge. Die TorTour-Challenge ist ein Langstreckenrennen über 524 km mit Start und Ziel in Schaffhausen. Das Rennen war mein Saisonhöhepunkt 2016 und somit war auch das Training mehr oder weniger auf diesen Anlass ausgerichtet.
Die Vorbereitung:
Nicht immer nach Wunsch lief die Vorbereitung. So konnte ich nicht ganz den gewünschten Umfang trainieren und die ganz langen Trainings blieben aus. Trotzdem füllte ich mich gut Vorbereitet und ging motiviert an den Start zu diesem Event. Bereits vor zwei Jahren habe ich mit Trondheim-Oslo (540 km) und noch einige Jahre früher mit dem Radmarathon (600 km) zwei Langstreckenrennen erfolgreich absolviert.
Das Rennen:
Die TorTour ist ein etwas anderes Rennen. Nicht nur das Startgeld ist deutlich höher, sondern auch die ganze Organisation ist sehr professionell. So war es für mich als Solofahrer Pflicht mindestens 3 Personen als Crew dabei zu haben. Mit Dominic Hänni, Christian Schneeberger und Beat Vogel hatte ich drei kompetente Betreuer, welche mit in meinem Vorhaben unterstützten. Das Rennen begann bereits am Donnerstagnachmittag mit einem kurzen Prolog am Rheinfall. Dieses Rennen diente dem mehr als Showrennen für die Sponsoren der Tortour und zur Einteilung der Startreihenfolge. Der Prolog führte am Rheinfall entlang und hatte doch zahlreiche Zuschauer.
Start zum Hauptrennen war am Freitagmorgen um 01.00 Uhr. Meine Startzeit war um 01.18 Uhr. War mal ganz etwas anderes mitten in der Nacht zu einem Rennen zu starten. Nach einer kurzen Nacht, war es also soweit. Ich und mein Team waren bereit für die lange Strecke. Noch waren die Strassen trocken und ich konnte bei angenehmen Temperaturen meine ersten Kilometer zurücklegen. Mit gutem Licht war es kein Problem in der Nacht zu fahren. Ich startete in der Kategorie Solo. Das heisst ich musste die ganze Strecke alleine und ohne Windschatten zu fahren zurücklegen. Ich wollte also nicht zu schnell starten, gab es doch noch einen langen Renntag.
Leider begann es bald zu Regnen. Mit Regen in der Nacht zu fahren ist natürlich deutlich unangenehmer. Im ersten Drittel der Strecke folgen zahlreiche Steigungen. Es ging von Schaffhausen nach Frauenfeld und dann weiter nach Wildhaus ins Toggenburg. Ich konnte bereits etliche Fahrer überholen und war relativ gut unterwegs. Die Betreuung des Teams klappte ausgezeichnet und meine Beine drehten gut. Leider nahm der Regen nicht ab und so wurde die Abfahrt von Wildhaus nach Gams ziemlich schwierig zu fahren. Ohne Risiko wurde auch dieser Streckenteil gemeistert und es folgte eine lange Fahrt auf dem Rheindamm nach Chur. Zum Regen kam nun noch starker Wind und das Ganze zerrte ziemlich an den Kräften. Die ersten 220 Kilometer waren also Geschichte.
Die Strecke wurde nun abwechslungsreicher und das Wetter auch immer besser. Es ging durch die Rheinschlucht Richtung Disentis. Auch die Verpflegung klappte bestens. Auf einer so langen Strecke ist dies von zentraler Bedeutung. Neben viel Flüssigkeit muss auch immer genügend Nahrung zu sich genommen werden. Fährt man sich einmal in ein Loch ist es schwierig dies wieder aufzuholen. Ich versuchte jede dritte Stunde mit einem Regi-Drink meinen Körper zusätzlich mit Nährstoffen zu versorgen. Diese Strategie funktionierte ausgezeichnet. So hatte ich den ganzen Tag keine Probleme mit der Nahrungsaufnahme. Und auch die Beine drehten noch immer gut.
Nach Disentis folgten nun die Berge. Es galt als erstes den Oberalppass zu meistern. Als schlimmster Streckenteil musste man von Andermatt nach Wasen durch die Schöllenschlucht fahren. Eine Baustelle und viel Verkehr machten es hier einem nicht einfach. An diesem Ort war das Rennen für 30 Minuten neutralisiert, damit man sich nicht unnötigen Gefahren aussetzen musste. Nun folge der Ernst des Lebens. Es stand der Sustenpass auf dem Programm. Bei unserer Trainingsfahrt im Juli musste ich hier arg leiden und hatte mit Krämpfen zu kämpfen. Dieses Mal lief es doch deutlich besser. Zwar war ich nicht mehr also zu schnell, hatte ich doch bereits gegen 300 km in den Beinen. Aber weder Krämpfe noch andere körperliche Beschwerden machten mir zu schaffen.
Der Tag wurde aber langsam lang… bereits waren wir x Stunden unterwegs. Das Wetter war nun super und die Temperaturen ziemlich hoch. Ich wusste gar nicht das der Brünigpass so steil ist……
Inzwischen war ich ungefähr auf Rang 7 in meiner Kategorie. War also recht gut unterwegs. Trotzdem machten sich die ersten Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Die Beine drehten nicht mehr so einfach wie noch in den ersten Stunden und auch die Haltung auf dem Velo war nicht mehr so locker. Bereits war wieder Abend um 18.00 Uhr als ich im dichten Abendverkehr Luzern durchquerte und mich zum nächsten Kontrollposten Hochdorf machte.
Die Motivation war deutlich gesunken. Meine Beine waren schwer (aber keine Krämpfe) und noch fehlten mir in Hochdorf etwas mehr als 120 km. Nur noch 120 km könnte man denken. Doch es standen noch zahlreiche Höhenmeter an und die nächste Nacht kommt auch immer näher.
So habe ich mich entscheiden hier in Hochdorf mein Abenteuer Tortour-Challenge zu beenden. Meine Crew verstand den Entscheid zuerst nicht. War ich doch gar nicht so schlecht unterwegs und körperliche Beschwerden hatte ich ja auch keine. Doch im Kopf stimmte es nicht mehr ganz und ich wollte mir weitere Stunden im Sattel nicht mehr antun. So gab ich in Hochdorf das Rennen auf und die TorTour-Challenge war für mich zu Ende.
Nach einer kurzen Pause ging es mit dem Fahrzeug zurück in unser Hotel. Zum Nachtessen reichte es nicht mehr, aber wir hatten ja noch genügend Verpflegung dabei. Während ich also bereits im Bett lag waren meine Konkurrenten also noch auf den letzten Kilometer.
Am nächsten Morgen sah die Welt doch schon wieder ganz anders aus. Ausgeschlafen und hungrig ging es ans Frühstückbuffet, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Die TorTour-Challenge war für mich Geschichte….
Fazit:
Ein Langstreckenrennen über 524 km zu fahren braucht eine spezielle Vorbereitung und auch mental sollte man Stark sein. Die Tortour war ein tolles Erlebnis, aber auch ziemlich streng. Der Aufwand mit Begleitfahrzeug und Betreuercrew ist riesig und auch finanziell kostet das Ganze doch eine Stange Geld. Es war aber ein tolles Erlebnis. Trotzdem ist für mich das Thema Langstreckenrennen vorläufig mal ein wenig aufs Eis gelegt. Neben dem Job und den vielen anderen Aktivitäten wird es einfach ein wenig viel. Neben einer guten Vorbereitung muss man auch im Kopf bereit sein um einen solchen Wettkampf zu fahren. Dies war bei mir nicht ganz der Fall.
An dieser Stelle noch ein grosses Dankeschön an meine drei Betreuer Dominic, Christian und Beat. War ein super Einsatz!
Michael Bohnenblust
Hier geht es zur Fotogalerie
Schreibe einen Kommentar